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27.02.2023

Angelika Pohlert

Ende März geht Angelika Pohlert, die Leiterin der Theaterpädagogischen Weiterbildung, in den Ruhestand. Zu ihrem Abschied sprachen wir mit Uwe Schäfer-Remmele, dem Gründer und ehemaligen Geschäftsführer des Theaterpädagogischen Zentrums e.V. Köln (kurz TPZ).

Uwe, du warst 1981 einer der Gründer des Theaterpädagogischen Zentrums e.V. Köln. Angelika ist kurz danach dazugestoßen. Jetzt geht sie Ende März in den Ruhestand. Niemand war so lange dabei wie ihr zwei, beide in leitenden Positionen. Was kommt dir spontan in den Kopf, wenn du an den Start eurer gemeinsamen Reise denkst?

Nach über 40 Jahren täuschen manche Erinnerungen wahrscheinlich – man möge es mir verzeihen. Angelika kam damals 1982 als frisch gebackene Sozialarbeiterin für das Anerkennungsjahr in unser TPZ. Nach einem Jahr hat sie dann eine der ersten Stellen bekommen, wie damals üblich als ABM-Fachkraft. Es folgte ein erstes Theaterfestival "Fläschlight" mit Jugendtheatergruppen und professionellen Gruppen im Nippeser Tälchen. Neben den pädagogisch-künstlerischen Aufgaben gab es z.B. auch Arbeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Seit 1983 hatten wir ein neues Domizil im Keller des ehemaligen Luna-Theaters, in dem wir den ersten Trainingsraum und das erste Büro eingerichtet hatten. Angelika war der kreative Kopf und hatte großen Spaß an der Gestaltung der ersten Werbeflyer. Das damals sehr kleine Team sitzt im Keller, fahle Beleuchtung, keine Lüftung, und wir stellten die Druckvorlage für unsere Werbebroschüren zusammen, nebenan trainierten die Teilnehmer*innen der ersten Kurse in Theaterpädagogik für Erwachsene.

Die Zirkuspädagogik hat für euch bereits recht früh nach der Vereinsgründung eine wichtige Rolle gespielt. Seit 1982 gibt es nun schon den Kinder- und Jugendzirkus Wibbelstetz. Angelika war hier zu Beginn stark eingebunden, kannst du uns kurz von dieser Zeit erzählen?

Der Kinder- und Jugendzirkus Wibbelstetz wurde 1982 gegründet, Angelika hatte großen Spaß an der Entwicklung dieses Projektes, in dem vielfältige kreative Theater- und Zirkusarbeit möglich war. Gerade das breite Aufgabengebiet und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat sie gereizt. Natürlich war die Mischung von Zirkus und Theater das Aushängeschild des Zirkus Wibbelstetz und da passte Angelika prächtig rein. Neben den wöchentlichen Trainingsstunden waren unsere Reisen mit dem gesamten Zirkus ins Europäische Ausland von großer Bedeutung, dabei sind Italien, mehrmals Frankreich, Niederlande, Österreich und Belgien in lebhafter Erinnerung. 

Angelika hat nicht nur über Jahre die theaterpädagogische Weiterbildung geleitet und geprägt, sie hat auch immer wieder als Schauspielerin und Regisseurin für das Haus gearbeitet.

Zuerst wurde sie Mitglied im Dozent*innen Team für die Weiterbildung in Theaterpädagogik, einem wesentlichen Standbein des TPZ. Als zu Beginn der „Nuller Jahre“ die Stelle der künstlerischen Leitung und Ausbildungsleitung frei wurde, ergriff Angelika die Chance und übernahm kurzerhand die Verantwortung. In dieser Abteilung wurden die Bildungsangebote für Erwachsene in der Theaterpädagogik und Zirkuspädagogik zusammengeführt, damit wurde erstmals auch eine Förderung durch das Land NRW möglich. Das "Bildungswerk Darstellende Künste" unter ihrer Verantwortung als künstlerische Leiterin wurde ein weiteres Aushängeschild. Ihr Verständnis von Theaterkunst wurde bei den vielen Produktionen besonders deutlich, nicht nur die Abschlussproduktionen der Weiterbildungen, sondern auch in den "freien" Produktionen. In den 90er Jahren zuerst als Schauspielerin und später dann als Regisseurin. Mehrere Produktionen wurden ausgezeichnet.

Gibt es ein Ereignis, das dir direkt einfällt, wenn du an Angelika und das Theaterpädagogische Zentrum denkst?

Es sind nicht die vielen Bilder und Erinnerungen von Ereignissen, sondern eher ihre grundpositive Lebenshaltung, die sich durch die vielen Jahre hinweg durchgezogen hat. Gerade auch in schwierigen Zeiten hat diese Ausstrahlung eine große Freude in den verschiedenen Teams, in denen sie tätig war, hervorgerufen. Angelika hat Verantwortung für das Gesamtkonstrukt übernommen, das mit den vielen Abteilungen wahrlich nicht immer einfach zu managen war. Verantwortung nicht nur für den Betrieb, sondern auch für die Menschen, die sie um sich herum versammeln konnte.

Ein Projekt mit Angelika in der Zukunft wäre?

Die künstlerische Leitung eines Festivals oder Begegnungen mit anderen Theaterkompagnien.

Vielen Dank Uwe, dass Du Deine Erinnerungen mit uns geteilt hast!

 

Eine Auswahl der Theater Produktionen mit Angelika, ergänzt vom LATIBUL Team:

Als Schauspielerin war Angelika von 1990 bis 1995 in vier Jugendtheater Produktionen, der Reihe „Das starke Stück“ mit eigenem Ensemble mit auf der Bühne. Arno Kleinofen führte damals Regie. Alle vier Stücke waren für den Kölner Theaterpreis nominiert, „Kinderjahre“ wurde 1993 mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet. Erst kürzlich hat Angelika im Winter 2022 in dem Theatersolo „Diven sterben einsam [… und erst, wenn sie gut ausgeleuchtet sind]“ von Dirk Audehm, in einer Inszenierung von Éva Adorján auf der Bühne unseres Theaters gestanden.

- "Das besondere Leben der Hilletje Jans" von Ad de Bond
- "Der Junge im Bus" von S. Lohuizen
- "Kinderjahre" von R. Adam, ausgezeichnet mit dem Kölner Theaterpreises 1993
- "Winterschlaf" von H. Veerburg
- "Diven sterben einsam [… und erst, wenn sie gut ausgeleuchtet sind]“ von Dirk Audehm

Als Regisseurin hat Angelika vier Kindertheaterstücke für das Haus inszeniert. Zwei der Produktionen wurden mit dem Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis ausgezeichnet, ein drittes Stück für den Preis nominiert.

-  "Die Zweite Prinzessin" von Gertrud Pigor, ausgezeichnet mit dem Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis 2008
- „Hullabaloo“ von Angelika Pohlert und Imke Pankauke, bilinguales Kindertheaterstück, Eigenproduktion des TPZ, ausgezeichnet mit dem Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis 2011
- „Nur ein Tag“ von Martin Baltscheit, nominiert für den Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis 2019